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Lißdorf
 

Die Kirchengemeinde Lißdorf hat zur Zeit etwa 75 Mitglieder. Die St. Wigbertikirche geht auf romanische Ursprünge zurück. Auch die Pfarre stammt aus dem Mittelalter.

Die „Wigberti Kirche“ in Lißdorf

Das Kloster Hersfeld hatte in Lißdorf schon lange Jahre Besitz. Aber im Jahr 1053, durch eine Urkunde belegt, Heinrich III. die dem Kloster verpfändete Krone gegen Lehen in Lißdorf eintauschte, ist keine Kirche erwähnt („Lißdorf einst eine Kaiserkrone wert“).

Einst als ein einfacher Mönch von Hersfeld die Finnesiedlungen durchzogen hatte und im Kloster berichtete: „Wie er rastend am klaren Wasser des Lieskenborn, herzlich gebeten von dortigen Siedlern, als er ihnen, für leibliches Brot geistliches Brot geboten, dass er dem Abt es künde, wie auch sie nach einer Kapelle sich sehnten.“

Der Abt, der nun die Urkunde in der Hand hielt, sprach: „Willst Du noch einmal wandern, so nimm dir Genossen, und ziehe zur Siedlung am Lißbache hin. Sage den vornehmsten unter den Lehnsleuten, dass sie der Eichen beste schlagen in unserem Walde zum Kapellenbau. – Nur erbitte von den Lehnsherren als Dank das Gelöbnis, dass über der neuen Kapelle segnend der Name des heiligen Wigbert ruht.“

Die Einkünfte der ersten Pfarrer in Lißdorf sind auf einem der letzten Blätter eines, von Hersfeld der jungen Kirche in Lißdorf übereigneten „Evangelienbuches“ verzeichnet. Auf der Rückseite des Titelblattes befindet sich ohne Jahresangabe geschrieben: „Capellae in villa Lizichesdorf in honorem Sankti Wigberti extruende hunc librum tradidit Meginher abbas Die gratia Hersfeldensis.“ Übersetzt: „Der in Lißdorf, in die Ehre des heiligen Wigbert zu erbauenden Kapelle übereignet dieses Buch Meginher, durch Gnade Gottes Abt von Hersfeld.“

Dieses Buch wurde immer wie ein Kleinod behütet. 1345 im Grafenkrieg als die Kirche und Pfarre geplündert wurde, blieb auf Bitten des Pfarrers das Buch hier. Der Soldat nahm von dem Buch das silberne Christusbild und die silbernen Klammern mit. Aber das darin handgeschriebene Gotteswort blieb hier, dies ist mehr als Gold wert.

1540 am 8. November gab der Lißdorfer Pfarrer Nicolaus Andewitz dieses wertvolle Buch im Kloster Pforte einen Visiatoren namens Wolfgang Fueß, der es dem Herzog zeigen wollte. Als Ausgleich brauchte er keinen Hafer mehr nach Pforte liefern. Dies Buch könnte heute noch in Dresden zu finden sein.

Da Karl der Große schon dem Kloster Hersfeld hier in Lißdorf viele Güter geschenkt hatte, so war 1290 Hersfeld Oberlehnherr des ganzen Dorfes wie auch der Kirche.

1304 tauschte Hersfeld ein Teil des Patronatrechts der Kirche in Lißdorf an Pforte gegen 16 Hufen in Liebstette.

1314 gehörte die Kirche mit allem Besitz Pforte. Ein Pfortenser Vikar Johann Telecz wird als Pfarrer in Lißdorf genannt.

Als der hölzerne Glockenturm wandelbar, das heißt baufällig geworden war, wurde ein Kirchturm aus Steinen gebaut, dessen unterer Teil heute noch steht, Romanischer Chor mit Halbtonne gewölbt, einem Fenster nach Osten und eins nach Süden, beide schmucklos.

An der Südostecke des Turmes im unteren Teil, ist heute noch ein Stein zu sehen, der wie ein Froschmaul oder Teil eines Unkenkopfes aus der Mauerecke heraus ragt. Solche Fratzen sind an vielen Gebäuden im frühen Mittelalter angebracht, zur Abschreckung allen Bösen. Hier in Lißdorf, wo viele Wasseradern von den umgebenden Bergen kommen und unsere Brunnen speisen, fließt auch eine an dieser Ecke unter dem Kirchturm entlang zum Brunnen des alten Gemeindebackhauses. In diesem Wasser kommt viel Negatives mit, dies sollte sich vor der Fratze erschrecken und das fließende Wasser verlassen.

Wann der Rest der Kirche erbaut ist, haben wir noch nicht herausgefunden.

Rolf Röder, Lißdorf

Der Umbau der Wigberti-Kirche 1852

1852 schreibt des Ortes Richter Volk: „Unsere alte Kirche war noch eine der freundlichsten im Kreis, das Innere war vielleicht erst seit 40 – 50 Jahren neu erbaut.“ - Es ist anzunehmen, nach der Schlacht bei Hassenhausen 1806. – „Es standen 2 Empore übereinander. Es gab nur eine Tür am westlichen Giebel.“ Bergner dagegen schreibt: „Die alte Kirche war auch von Stein erbaut, hatte 2 überdachte Eingänge, 1 Fenster nach Morgen (Osten) und 4 nach der Mittagsseite (Süden).“ Volk schreibt dazu weiter: „Die nördliche Mauer stand nicht im Lote (nicht senkrecht), obwohl die ältesten Leute nicht anders wussten, dass dieselbe so gestanden habe.“

Bei einer Kirchenvisitation zeigte der Lehrer Tümpel die Mauer dem Superintendent Vökeler, dieser zeigte es der Behörde an. 6 Jahre verzögerte sich der Bau durch den Widerspruch der Lißdorfer, da das Geld knapp war, durch die Franzosen-Kriege und die Ablösung der Frondienste an Pforte in den Jahren 1828 – 1840.

Endlich kam Baurat Ritter und hat die alte Kirche geschlossen, nun musste mit dem Bau begonnen werden. Bei der Niederreißung des Kirchenschiffes stellte man auch Mängel am Turm fest, so wurde der obere Teil auch abgerissen. Beim Abreißen wurde festgestellt, dass die Mauer der alten Kirche auf einer Brandmauer gebaut war. War die erste Holzkirche doch einst ein Opfer der Flammen? Wer weiß es?

Zimmermeister Malz aus Taugwitz kam. Der Bau war mit 2400 Talern liquidiert, vielleicht 500 Taler Mehrkosten. Die Gemeinde hatte 1200 Taler, die Kirche 600 Taler und der Rest wurde geborgt.

Solange die Kirche neu gebaut wurde, gingen wir mit unserem Pfarrer nach Gernstedt in die Kirche von Ostern bis zum 1. Advent. Gleich nach Ostern 1852 war der Grundstein gelegt, welcher feierlich begangen wurde. Herr Landrat aus Naumburg, Herr Landinspektor Schefimier aus Pforta, Superintendent Kirmse sowie Pastor Döhlert aus Spielberg waren anwesend.

Am Montag nach dem 1. Advent 1852 ward die Kirche wieder eingeweiht. Die Frauen hatten aus diesem Anlass eine Fahne gestickt. Die Kugel auf der Turmspitze hat der Kupferschmied Schneider in Eckartsberga angefertigt und vergoldet. Herr Krongeyer aus Eckartsberga machte die Wetterfahne. Beides wurde am 17. November 1852 aufgesetzt.

Die alte Kirche hatte auch ein altes Orgelwerk, dies wurde für 6 Taler verkauft. 1853 baute Nikolaus Schrickel aus Eilenburg für 600 Taler eine neue Orgel. Im selben Jahr verehrte der König auf Bitten des Superintendenten der Kirche ein gusseisernes Kruzifix.

 Rolf Röder, Lißdorf

Die Kirchturmuhr

1871 wurde der zweite Zeiger an die Kirchturmuhr gebaut. Bis dahin war es eine Einzeigeruhr. Das Werk hat ein unbekannter Schmied aus unserer Gegend angefertigt. Täglich wurde sie aufgezogen. 3 große Sandsteingewichte wurden mit der Hand durch eine Kurbel auf 3 Seilwinden nach oben gezogen. Die Seile waren aus Hanf. Seit 1964 stand die Uhr still. Nach der Wende setzte sich der Arbeitskreis Dorferneuerung sehr aktiv für die Instandsetzung der Turmuhr ein. 1997 hat die Firma Hecht aus Wiehe das Werk ausgebaut und in ihrer Werkstatt auf dem Wendelstein repariert. Das Original ist erhalten. Nur das Ziffernblatt und die Zeigerwelle durch die Turmmauer sind 6 Neuanfertigungen. Es sind auch Eisengewichte und Stahlseile angebracht worden. Die Stahlseile laufen über Umlenkrollen, die am Turmgebälk angebracht sind. Dadurch wir die Uhr nur jeden 4. Tag aufgezogen. Die Arbeit sowie die Pflege der Uhr und die Wartung der großen Glocke und der 3 Läuteanlangen hat Friedhard Hirsch übernommen – kostenlos. Inzwischen hat die Uhr eine elektrische Aufzugsanlage bekommen.

 Rolf Röder, Lißdorf

Die Glocke in Lißdorf - 490 Jahre

Anno dni xve xxiiii jor

gos mich h c im namen gotis

So steht es geschrieben um den Hals der Glocke, einzeilig. Die Buchstaben sind 5 cm hoch,- erhaben in 8 cm breiter Leiste. Die Inschrift heißt: „ Im Jahr des Herrn 1524 Jahr goss mich Heinrich Ciegeler im Namen Gottes.“ Die Wiederholung „jor“ in der Jahresangabe bleibt wohl eine Frage. Am Hemd der Glocke sind zwei gegenüber-liegende Medaillons, eines mit der Kreuzigung Christi, das andere mit der Auferstehung Christi, vorn 5 Soldaten, in der Mitte ein sitzender Engel; neben welcher Christus rechts aus der Grabkiste steigt, hinten links die drei Marien, ein Schriftband aus kleinen Minuskeln ist nicht mehr zu entziffern. Die Glocke hat eine Höhe von 86 cm und einem Durchmesser von 107 cm, Tona.

So schrieb DR. M. Köhler: „Die Lißdorfer Glocke ist eine ausgesprochene Kostbarkeit, ein Stück »klingende Spätgotik«, überliefert sie doch authentisch und unverfälscht die Klangwelt des zu Ende gehenden Mittelalters und die Blütezeit des Glockengusses.“

In Erfurt war die Glockengießerwerkstatt von Heinrich Ciegeler bis um 1500 zurück und auch später wurden dort Glocken gegossen unter anderem für die Stadtkirchen in Saalfeld und Kahla. In unserer Heimat ist der Klang dieser Glocken von Heinrich Ciegeler noch zu hören, in Spielberg, gegossen 1520 zu Ehren der heiligen Anna. In Pleismar, gegossen 1522 ebenfalls zu Ehren der heiligen Anna und der Schriftzeile „Ehre sei Gott in der Höhe.“ In Tromsdorf die eine Glocke 1509 gegossen, die andere gegossen 1504, mit der Inschrift: „Ich tröste die Lebenden, beklage die Toten, vertreibe Unheil.“ Es sind doch Schwestern der Lißdorfer Glocke.

Aus der Vergangenheit der Lißdorfer Glocke steht geschrieben, als 1648 der 30 jährige Krieg zu Ende war, erklang vom rauchgeschwärzten Kirchtum nur noch eine Glocke um den langersehnten Frieden zu verkünden. Immer wieder waren in den vergangenen drei Jahrzehnten wilde Horden, raubend und brandschatzend durch die Orte gezogen.

1827 kam wieder eine zweite Glocke auf den Turm, ihre Höhe 87 cm von Gebrüder Ulrich in Apolda gegossen. 1890 die dritte Glocke 73 cm hoch von C. J. Ullrich in Apolda gegossen. Im 1. Weltkrieg wurden alle 3 Glocken vom Turm der Wigbertkirche geholt, das tat sehr weh. Nur die ältere Glocke kehrte Heim, die beiden jüngeren waren, wie damals gesagt wurde, dem Krieg als Opfer gebracht. Beide wurden bei der Firma Ullrich und Lattermann in Apolda gegossen (Stahlguss). Die größere Glocke trägt die Inschrift: „Niemand hat größere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Dies soll die Gemeinde stets mahnen, an die Toten des 1.Weltkrieges zu denken, vor allem aber an den Tod Jesu am Kreuz. Die kleinere trägt die Inschrift: „Andacht, Frieden, Freude, künden mein Geläute.“

Der zweite Weltkrieg kam, die Ciegeler Glocke wurde vom Turm geholt, später sprach man von Glockenraub. Bis nach Hamburg gebracht, im Freihafen war ein Glockenfriedhof eingerichtet. Dort warteten unzählige Glocken auf ihr Schicksal, eingeschmolzen zu werden für Kriegszwecke. Aufgrund ihres Alters und der Leute dort, die so vernünftig waren, die alterwürdigen Glocken noch vor dem Einschmelzen zu bewahren, hat unsere Glocke den sinnlosen Krieg überlebt. Pfarrer Axthelm und der damalige Gemeindekirchenrat haben weder Kosten noch Mühen gescheut die Glocke zu finden und wieder heim zu holen. Der einzige Bauer, der einen Traktor besaß war Erich Heinemann. Er war mit im GKR, für seinen Traktor bekam er, wie das nach dem Krieg so war, Marken um Treibstoff kaufen zu können. Da aber auch noch Pferde und Ochsen als Zugtiere vorhanden waren, gab er von seinem Treibstoffkontingent etwas den Gebrüdern Schlegel in Taugwitz ab. So konnten sie mit ihrem LKW unsere Glocke aus Hamburg im Jahre 1947 wieder in unser Dorf zurück bringen. Groß und herzlich war die Freude, der Kirchplatz war voller Menschen. Seit 1983 werden alle drei Glocken elektrisch geläutet. Vor dem 480. Geburtstag der Ciegeler Glocke, war diese in Nordlingen in Bayern, im einzigen Glocken- Schweißwerk Hans Lachenmeyer. Ein Riss von 62 cm hatte sich über den Schallring gebildet. Schuld war, 1947 wurde beim Aufhängen die Glocke um 90° gedreht, weil der Klöppel im Laufe der Jahre seine Spuren beim Läuten hinterlassen hatte. Dieses Drehen der Glocke verträgt sie nicht, wie sie gegossen wurde, muss sie geläutet werden. Das aber wussten die drei Männer 1947 nicht. Seit 2004 hängt sie wieder an einem Eichenholzjoch, die Firma Christian Beck aus Kölleda hat hier alle notwendigen Arbeiten durchgeführt. Wünschen wir unserer Glocke weiterhin Gottesschutz, der sie in den vergangenen Jahrhunderten immer begleitet hat, möge sie noch viele Geburtstage begehen und ihr herrlicher Klang noch viele Generationen erfreuen.

Quelle: „Inschriften des Kreises Naumburg“ von Ernst Schubert
Rolf Röder

 

Weitere Umbauten und Reparaturen an der Lißdorfer Kirche

1893 – Die Südmauer und ein Teil der Ostmauer um die Kirche wurden entfernt. Der Friedhof war 1842 außerhalb des Dorfes angelegt worden

1896 – Im Kirchenschiff wurden neue Balken eingezogen

1897 – Kirche gemalert, Sakristei mit Brettern ausgeschlagen und einen neuen Kronleuchter aufgehängt  

1926 – Neue Fußbodenplatten
1937 – Neue Kirchentür aus Eiche

1948 – Mit dem Seil Schiefer am Turm ausgebessert

1955 – Reparatur am Turm

1956 – 2 Deckenbalken im Kirchenschiff an beiden Seiten neu angestückt, durch Eindringen von Regenwasser war es zur Schwammbildung gekommen

1965 – Reparatur im Turm

1970 – 5 neue Fenster am Westgiebel

1980 – Dach des Kirchturmes mit neuem Schiefer neu eingedeckt, ohne neue Schalung

1982 – Dach des Kirchenschiffes neu mit Beton-Doppelbiber eingedeckt, ohne neue Latten

1989 – Reparatur am Turm ohne Gerüst

1990 – 6 neue Kirchenfenster

1993 – Neues buntes Bleiglasfenster Ostseite des Turmes

1998 – Notsanierung Kirchturm, er drohte nach Südwesten umzukippen. Durch Eindringen von Regenwasser verfaulten die Balken unter dem Podest des Turmes.

1998 – Am 29.04. wurden die Kugel und der metallene Hals von der Kirchturmspitze herunter genommen. Der Sturm hatte davor die Wetterfahne herab gerissen. Es war das erste Mal seit 1852, dass der Turmknopf wieder auf der Erde war.

1998 – Am 11.07. wurde nach Reparatur, vergoldet und aufgefüllt mit den Dokumenten von 1852 und unserer Zeit, sowie etwas Geld, die Kugel wieder auf den Turm gebracht.

2000 – Neues Walzblei als Abdeckung auf die Mauersimse am Kirchturm und Simse erneuert.

2002 – Jubiläum, 150 Jahre Kirchenneubau

2003 – Kreiskinderkirchentag in Lißdorf

2003 – Entfernen des losen Putzes an den Wänden im Innenraum der Kirche, Westgiebel komplett, diese Mauerstellen neu verputzt, alle Arbeiten wurden kostenlos ausgeführt, nur Kosten für Material, 29 Leute halfen dabei.

2003 – Neue elektrische Leitung verlegt

2003 – 2 Kronleuchter auf elektrisches Licht umgestellt, säubern und versiegeln lassen, von Spenden bezahlt

2003 – 1 Tafel zur Ehre und Erinnerung der Gefallenen im 2. Weltkrieg angebracht, auch für die Soldaten des 1. Weltkrieges eine Tafel angebracht, auch gespendet

2003 – Freilegen eines Teiles des Weihekreuzes durch eine Restauratorin

2004 – Reparatur der großen Glocke, neue elektrische Läuteanlage

2005 – Kirchenschiff, Altarraum und Sakristei denkmalgerecht mit wischfester Farbe gestrichen

2006 – Empore, Orgelprospekt und Decke frisch gemalert, in den 2 Sommern waren 2 Lehrlinge von „Arbeit und Leben“ hier, einige Männer halfen dabei, das große Saubermachen war, wie nach jeder anderen Baumaßnahme in all den Jahren die Arbeit der vielen fleißigen Frauen und Friedhard Hirsch aus unserem Ort, denn die Kirche soll im Dorf bleiben.

Rolf Röder, Lißdorf

Die Wigbertikirche in Lißdorf sagt Danke!



Der Gemeindekirchenrat schließt sich an und sagt allen, die uns finanziell halfen, über dem Kirchenschiff das Dach mit neuen Latten und neuen Ziegeln für die nächsten Jahre zu sichern, ein ganz herzliches Dankeschön. Ohne die großzügige Hilfe in Form von Geldzuwendungen vom kirchlichem Verwaltungsamt Naumburg und dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Süd Weißenfels, sowie den vielen Spenden hätten wir so ein Bauvorhaben nicht bezahlen können. Noch mal ein von Herzen kommendes Danke dafür. Dieser Dank gilt auch dem Architekten Fred Lange vom KVA für seine Beratung und Unterstützung, sowie der Dachdeckerfirma Holger Fritsche Bad Kösen für die ausgeführten Arbeiten.

Seit 1852 waren die alten Dachlatten drauf, mit viereckigen handgeschmiedeten Nägeln aufgenagelt. Als das Dach vor über dreißig Jahren mit Betondoppelbiber in Feierabendtätigkeit neu eingedeckt wurde, mussten die alten Latten nachgenagelt werden, denn neue Dachlatten waren Mangelware, für uns nicht erreichbar.

Blicken wir zurück: Die Kirche als Mittelpunkt des Dorfes wurde von Generation zu Generation erhalten. War es auch nicht immer leicht, doch mit Gottes Hilfe wurde es geschafft. Beten und hoffen wir, dass sich auch unter den kommenden Generationen immer wieder einige Leute finden, die die Kirche in unserem Ort erhalten. Die Zeiten, wo hier wie vor Jahrzehnten 146 Personen in unserer Wigbertikirche das Abendmahl feierten, sind wohl vergangen - leider. So werden Stimmen laut, es zahlen immer weniger Kirchensteuer und Spenden. Für die drei Kirchengänger die Kirche erhalten???

Bei 2 Samuel 7, 4 - 6 in der Bibel steht geschrieben: "In der Nacht aber kam das Wort des Herrn zu Nathan: Geh hin und sage meinem Knecht David: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne..." In diesem Sinne sind die Tempel und Kirchen erbaut. Wenn Gott will, kann im Jahre 2054 daran erinnert werden, dass in unserem Ort in Lißdorf seit tausend Jahren eine Kirche steht.

Schauen wir uns die Dörfer, ganz gleich aus welcher Himmelsrichtung auch an. Was wäre es für ein Bild ohne die Kirchen. Ganz gleich, ob das Gotteshaus in der Mitte des Ortes oder außen vor steht. Es wäre der Anblick von einem einfach dahin gewürfelten Haufen von Gebäuden. Wo das Wichtigste fehlt, die Kirche. Sie geben den Dörfern ihr Gesicht und prägen so zum Vorteil das Landschaftsbild.



R. Röder  Dez. 2010






Pfarrer und Pfarrhaus Lißdorf

Es ist eines der ältesten Häuser im Ort. Die Pfarrer hatten eine Landwirtschaft, um sich und ihre Familie ernähren zu können.

Pfarrer in Lißdorf
1314 – Telecz, Johann Vikar aus Pforte kommend

1530 – versuchte der Pfarrer seine Einkünfte mit einem Bierschank zu verbessern, bekam aber Ärger mit den Ratsherren von Eckartsberga

1540 – Andewitz, Nicolaus (Reformation)

1575 – Portenreuter, Johann kam von Burgholzhausen

1599 – Heite, Andreas kam von Rochlitz, von ihm ist eine Druckschrift erschienen: Tractatus de praecipuis Germaniae urbibus (Leipzig 1607)

16?? – Lippach, Christian vermutlich ein Sohn des Eckartsbergaer Diakonus und späteren Bibraer Pfarrers Georg Lippach

1611 bis 1637 – M*. Richter, Georg kam von Radeberg, M*. = Magister zu vergleichen heute mit Dr.

1638 – M*. Chemnitius, Christoph geb. in Königsfeld bei Rochlitz, hier war sein Vater M*. Martin Chemnitius ebenfalls Pfarrer

Chemnitus, Christoph als Pfarrer in Lißdorf, hat jahrelang im 30jährigen Kriege auch die vakante Eckartsbergaer Superintendentenstelle mit versehen. Auch den Schwedentrunk hat er über sich ergehen lassen. Sein Bruder ist der bekannte Jenaer Professor und Superintendent Ch. Chemnitius gewesen. Sein Sohn wurde 1677 Pfarrer in Obermöllern. 1680 starb Christoph Chemnitius hier in Lißdorf.

1680 – Dietschler
? – Koch
1705 – Schneider, Christian Gottfried
? – Preue, Johann Friedrich

Roth, Johann kam aus Knau im Vogtland, wurde nach Lißdorf 1702 berufen, amtierte aber in Obermöllern bis 1738 oder 1739

1725 – Löwe, August Sohn des Pfarrers in der Moritzkirche Naumburg, heiratete in Lißdorf, wegen Skandalgeschichten wurde er abgesetzt

1742 – Hahn, Johann Christoph geb. am 19. Juli 1705 in Weißensee, hat in Wittenberg studiert

1776 bis 1784 – Bürger 1784 bis 1808 – Michaelis
1808 bis 1852 – Ferber 1852 bis 1870 – Hentschel
1870 bis 1877 – Pfeil 1877 bis 1881 – Schoppen
1881 – Hertel 1881 bis 1883 – Junkelmann
1885 bis 1896 – Schulze, Karl August Johannes, geb. 1857 in Erfurt, verst. 1939 in Naumburg
1896 bis 1917 – Oelze P.
1917 bis 1926 – Koehn P.

Einige Namen der Pfarrer sind nicht mehr auffindbar. Im Pfarrhaus war sehr wenig Wohnraum vorhanden, deshalb blieben die Pfarrer nicht solange hier. 

1757 am 6. November übernachtete der „Alte Fritz“ hier, als er die Franzosen nach der Schlacht bei Roßbach bei Merseburg durch unsere Heimat getrieben hat. Im Pferdestall ist noch die Pferdekrippe aus einem Eichenstamm gehauen und das alte Kalksteinpflaster.

1884 kam ein Anbau an das Wohnhaus. Stallgebäude wurden weggerissen, um dafür Platz zu schaffen.

1908 wurde die Pfarrscheune zum Abriss verkauft. 1926 wurde unser Pfarrhaus Pfarrwitwen-Ruhesitz. 1942 wurde darin ein Gemeinderaum eingerichtet für Gottesdienste im Winter, Treffen der Frauenhilfe, Bibelstunden u. a.

1966 – Neue Fenster mit Hilfe von Spenden. Ebenso wurden 1975 die Dächer neu eingedeckt. Seit 1977 gibt es Hauswasserversorgung, Bad, WC, Klärgrube auf Spendenbasis – bis dahin war die Pumpe im Hof und ein Plumpsklo in der Westecke übern Hof. 1982 wurden die Außenmauern abgeputzt. 2001 – Neue Haustür. Seit 2003 ist die Pfarre Pilgerherberge am Jakobsweg.

2004 und 2005 wurden je drei neue Fenster eingebaut. Inzwischen sind auch die Fenster des Gemeinderaumes erneuert.

        

Rolf Röder, Lißdorf

 

Die Lißdorfer Glocke

Bronzeguß; Tona, Höhe 86 cm, Durchmesser 107 cm

Inschrift einzeilig um den Hals, Buchstaben 5 cm, erhaben, in 8 cm breiter Leiste: A n n o d n i x v c x x i i i i j o r    g o s m i c h h c j m n a m e n g o t i s

" Im Jahre des Herrn 1524 goß mich Heinrich Ciegeler im Namen Gottes."

Am Hemd sind zwei einander gegenüberliegende Medaillons, auf der die Auferstehung bzw. die Kreuzigung Christi abgebildet sind.

Im Burgenlandkreis existieren Ciegeler-Glocken noch in Tromsdorf, Spielberg und Pleismar. Alle zeichnen sich durch eine grandiose Klangfülle aus. Aus diesem Grunde erklingen sie auch noch von den Stadtkirchen in Saalfeld und Kahla.

In einem Gutachten von Dr. Matthias Köhler aus Halle heißt es: „Die Lißdorfer Glocke ist eine ausgesprochene Kostbarkeit, ein Stück klingende Spätgotik, überliefert sie doch authentisch und unverfälscht die Klangwelt des zu Ende gehenden Mittelalters und die Blütezeit des Glockengusses. Einer der besten thüringischen Gießer war Heinrich Ciegeler in Erfurt. Seine Glocken lassen sich ab 1500 nachweisen.“

In Tromsdorf stammt eine von ihm gegossene Glocke aus dem Jahr 1504. Bei den von Ciegeler gegossenen Glocken finden wir, wie auch auf der Lißdorfer, kleinteilige Reliefmedaillons der Kreuzigung und Auferstehung Christi in kleinen Figuren. 

Schon im ersten Weltkrieg waren unsere drei Glocken vom Turm geholt worden, um diese einzuschmelzen. Nur die große Glocke kehrte heim. Die mittlere und kleinere Schwester waren, wie man damals sagte, als Opfer gebracht.

10 Jahre rief nun diese altehrwürdige Glocke allein vom Turm zum Gottesdienst. 1928 zu Pfingsten wurden 2 Glocken, von der Firma Ullrich und Lattermann in Apolda gegossen (Stahlguss), auf den Turm gebracht. Die größere trägt die Inschrift: „Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.“ Diese soll die Gemeinde stets mahnen, an das Opfer im 1. Weltkrieg zu denken. Die kleinere Glocke trägt die Inschrift:“ Andacht, Frieden, Freude, künden mein Geläute.“

Beinahe wäre die wertvolle Glocke im 2. Weltkrieg für militärische Zwecke eingeschmolzen worden. Auf dem Glockenfriedhof im Freihafen von Hamburg war sie schon. Auf Grund ihres Alters hat sie den Krieg überlebt. Im 1.

Weltkrieg waren ihre kleineren Schwestern eingeschmolzen worden. Die Glocke 2 war von Ullrich in Laucha 1827 gegossen worden und die Glocke 3 von Ullrich 1890 in Apolda. 1928 wurden diese beiden Glocken durch Stahlgussglocken ersetzt.

1945 kam sie wieder, dies verdanken wir dem Pfarrer Axthelm und dem aktiven damaligen Kirchenrat. Groß war die Freude, als sie wieder erklang. Ihr hohes Alter hatte diese Glocke überleben lassen.

In den Jahren 1982 und 1983 bemühte sich der Gemeindekirchenrat, Frau Ruth Kretschmann und Isabella Stehfest, um eine elektrische Läuteanlage für die drei Glocken. Es wurde an VEB Schaltelektronik, ehemals PGH Gloria, geschrieben. Von dort kam der Brief zur Firma Dietrich Gappa in Bad Wilsnack, die im Frühjahr 1984 mit den Elektrikern Paul und Horst Rothe aus Eckartsberga den Glocken einen mechanischen Schwung gaben. Keiner brauchte mehr auf den Turm zu steigen, die Glocken wurden in der Kirche unten eingeschaltet.

In den vergangenen Jahren war die Anlage soweit geschädigt, dass kleine Erschütterungen die Glocken zum Läuten brachten. Seit Januar 2000 musste unsere große Glocke schweigen. Im Januar 2004 wurde sie vom Turm herunter geholt, um sie zur Reparatur in das Glockenschweißwerk Nördlingen in Bayern zu transportieren. Der Riss an der Lißdorfer Glocke, von Ciegeler in Erfurt 1524 gegossen, war 62 cm lang in horizontaler Richtung über dem Schallring. Er war für uns nur 40 cm sichtbar. Durch das Erhitzen der gesamten Glocke wurde aber jeglicher Schaden sichtbar. Dank der Arbeit der Firma Lachenmeyer in Nördlingen ist sie nun wieder bereit, ihre Stimme erklingen zu lassen.

Die Arbeiten vor Ort wurden von der Firma Christian Beck aus Kölleda ausgeführt. Dafür einen herzlichen Dank, auch für die „Heimkehr der Glocke“ am Freitagnachmittag vor Pfingsten dem 28.05.2004, die zu einem schönen Fest für unseren Ort wurde.

Am 7. Juni wurde die Glocke wieder fachgerecht aufgehängt und mit dem Geläut abgestimmt. Anschließend wurde zusätzlich noch eine Schaltanlage für die beiden anderen Glocken angebracht, so dass alle Glocken nun wieder ohne Probleme von unten aus geläutet werden können.

Am Sonntag, den 4. Juli, fand in einem festlichen Gottesdienst die Glockenweihe statt und am 6. Juli wurde die Glocke vom Glockensachverständigen auf ihre Funktion hin geprüft und für gut befunden.

Rolf Röder, Lißdorf