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Eckartsberga-Seena
 

Die Kirchengemeinde Eckartsberga hat knapp 500 Gemeindeglieder. Unsere St. Mauritiuskirche stammt aus dem Jahr 1930. Die ältesten Teile des Pfarrhauses stammen aus dem Mittelalter. Zur Gemeinde gehört unsere evangelische Kindertagesstätte. Bei uns gibt es Gottesdienste, Christenlehre, Konfirmandenunterricht, Frauenhilfe und Kirchenchor. Auch der Gospelchor der Region trifft sich regelmäßig in der Pfarre.

Die Kirchengemeinde Seena befindet sich im Nachbarort und hat etwa 30 Mitglieder und ein sehr reges Gemeindeleben. Ausschnitte davon finden Sie weiter unten. Die Kirche wurde nach umfassender Restaurierung vor 10 Jahren wiedereingeweiht.

Kurze Infos zu den beiden Kirchen finden Sie auch hier.

Die Eckartsbergaer Kirche

Schicksal der alten Kirche (Vorgängerbau) und Bau der neuen Kirche

Einen Tag vor ihrer Einweihung, am 20. Oktober 1928, wurde die über 500 Jahre alte St. Mauritiuskirche in Eckartsberga vom Feuer vernichtet. Sie war für rund 15.000,- Reichsmark unter der Leitung von Professor Schultze, Naumburg instand gesetzt worden.

Das massive Tonnengewölbe der Sakristei und die starken Umfassungsmauern des Kirchenschiffes hatten den Flammen Widerstand geleistet. Nur wenige Tage nach dem Unglück stand für Eckartsberga der Entschluss fest, an der gleichen Stelle wieder eine Kirche zu bauen. Am 12. März 1929 beschloss der Gemeindekirchenrat mit dem Magistrat als Patron, die von Dr. Ing. Dobert, Magdeburg ausgearbeiteten Pläne zur Ausführung zu bringen. Die Bauleitung lag in den Händen von Dr. Ing. Dobert, am Ort war Bauleiter Otto. Die Bauausführung übernahm die Firma der Gebr. Kegler aus Eckartsberga.

Durch den langen und harten Winter – es waren am 21. April noch minus 8 Grad Celsius, verzögerte sich der Baubeginn bis zum 16. Mai 1929. Der Frost hatte nicht einmal die Erdarbeiten gestattet.

Zur Verringerung der Baukosten sollten die stehen gebliebenen Umfassungsmauern wieder verwendet werden. Aber durch das Feuer und das darauf gespritzte Wasser hatten die über einen Meter starken Wände ihre Standfestigkeit verloren. Außerdem war das aus Bruchsteinen errichtete Mauerwerk im Kern teilweise nur mit Erde und Lehm verbunden. Die schweren Mauern mussten stückweise abgebaut werden. So ergab sich eine weitere Überraschung. An mehreren Stellen war das Fundament nur 20 cm oder 40 cm tief. Also war die Fundamentsohle nicht frostfrei. Es ist anzunehmen, dass die Straße um die Kirche im Laufe der Jahre tiefer gelegt wurde, um die Steilheit des Zufahrtsweges zu verringern. Bei dem Fundamentierungsarbeiten stellte sich heraus, dass der tragfähige Boden immer tiefer unter der Geländeoberkante lag. Nach Südosten, wo sich der 36 m hohe Turm erheben sollte, befanden sich Schwammsandschichten. So war die Bauleitung mit der Fundamentsohle bis auf 4,80 m unter dem Nullpunkt des Geländes herunter zu gehen gezwungen worden. Der Nullpunkt war die Geländeoberkante an der Nordecke des Bauwerks. So ist an der Südseite des Turmes das Fundament noch über 3 m tief von der jetzigen Straßenoberkante gemessen, denn das Gelände selbst fällt von dem Nullpunkt bis zur Südkante des Turmes 1,72 m. So wurden 640 Kubikmeter Erde bewegt (einschließlich der Heizkellergrube 5 x 9 m, diese lag an der Nordecke). 90 Kubikmeter Zementbeton mit Eiseneinlagen und fast 200 Kubikmeter Mauerwerk aus Bruchsteinen waren für die Herstellung der Fundamente erforderlich.

Am 6. Juni 1929 wurde mit einer kleinen Feierlichkeit der Grundstein an der Südwestecke eingemauert. Die Weiherede hielt Herr Superintendent Liebau. Er ist seit dem Sonntag Rogate 1928, hier als Superintendent, der 32. seit der Reformation.

„Den Grundstein legen wir am heutigen Tage, in Jesu Namen legen wir den Stein. Sein Name möge in froher wie in ernster Lage auch dieser Kirche ewiger Grundstein sein!“

Es sprachen noch Pfarrer Hake und der Bürgermeister Sommerburg.

Im Monat Juni wurden die Arbeiten an den 1,50 m breiten Fundament abgeschlossen. Die einzeln freigelegten Gräber waren zugewölbt worden. Bald war der mit Sandstein, gewonnen aus dem Material der alten Kirche, verblendete Sockel fertig gestellt. 250 Kubikmeter vorhandene Bruchsteine der alten Kirche wurden in dem aufsteigenden Mauerwerk verarbeitet. Zur Fertigstellung des Turmes und des Hauptgiebels wurden noch fast 140 000 Ziegelsteine vermauert, diese kamen aus der Ziegelei Reisdorf.

Im August wurden die drei eisernen Dachbinder montiert. Diese überspannen das Kirchenschiff in einer lichten Breite von 15,80 m.

Es ist nicht bekannt, wie viele Leute in den einzelnen Gewerken, wie Maurer, Zimmerleute usw. auf der Baustelle gearbeitet haben. Aber es ist eine große Leistung vollbracht worden. Es war viel Handarbeit erforderlich. Es wird viel Schweiß geflossen sein, denn es gab vor über 75 Jahren keinen Bagger für die Erdarbeiten, kein Fahrzeug brachte fertigen Beton, kein moderner Kran hob das Baumaterial auf die Höhe, wo es gebraucht wurde, z.B. bei den 140 000 Ziegelsteinen. Wie oft wurden diese in die Hand genommen, bis die Mauer fertig war. Auch der Mörtel wurde mit der Hand im Kübel mit dem Rührspaten gemischt. Kann sich dies heute noch jemand vorstellen, wie es damals auf der Baustelle ausgesehen hat? Es ist eigentlich nicht mehr vorstellbar.

„Es bedeutet für die Umsicht des ausführenden Eckartsbergaer Baugeschäft Gebr. Kegler und des örtlichen Bauleiters Otto kein geringes Lob, dass unter diesen Umständen der Bau ohne Verzögerung und ohne nennenswerten Unfall durchgeführt werden konnte.“

Am 24. September war Richtfest. Ein Kreuz aus frischem Grün wurde an der Turmspitze angebracht. Am 29. September wurden die beiden Bronzeglocken an den eisernen Glockenstuhl angebracht. Sie waren wie ihre Vorgänger auf „e“ und “g“ abgestimmt. Die eine hat einen Durchmesser von 1,20 m und ein Gewicht von 900 kg. Die andere etwa 1 m Durchmesser und wiegt 500 kg. Der Glockenstuhl ist für 3 Glocken vorgesehen. Diese dritte Glocke musste mit dem Ton „c“ abgestimmt sein. Sie würde 1,50 m Durchmesser haben und etwa 1900 kg schwer sein können. Die Glockenstube im Turm ist 14 m über dem Gelände. Mit Biberschwänzen deckte der Dachdeckermeister Götze aus Niederholzhausen das steile Satteldach. Das Vordach über dem Eingang am Nordwestgiebel wurde mit Schiefern gedeckt. Den Helm des Turmes krönt ein als Blitzableiter dienendes, schmiedeeisernes Ornamentwerk. Es wächst heraus aus einer vergoldeten Kupferkugel von 40 cm Durchmesser.

Als Außenputz wurde der an vielen Eckartsbergaer Gebäuden anzutreffende „Knotten-Putz“, mit weißem Kalkanstrich angebracht. Der Fußboden hat vom Haupteingang zum Altarraum 70 cm Gefälle. So wurde der Gestaltung des Baugeländes Rechnung getragen und es ist eine bessere Sicht von den Plätzen. Auf Kronleuchter wurde verzichtet, stattdessen Leuchtröhren angebracht.

Malermeister Kühl versah das Innere der Kirche mit Farbe, in den Tönen weiß, blau, rotbraun und gold. Das etwas ins grün gehende Blau rührt von dem Farbton am Altar her. Das Gestühl hat meines Wissens Tischlermeister Hübner, Eckartsberga, am Kirchberg rechts unten das Eckhaus, angefertigt. Die Orgel wurde von der Firma J. Jahn und Sohn, Dresden, erbaut. Als Berater wurde der Organist Paul Wuttke von St. Thomas in Erfurt hinzugezogen.

Aus der alten Kirche ist noch die Sakristei. Dank ihres massiven Tonnengewölbes hat sie als einziger Baukörper das Feuer überstanden. Trotz großer Schwierigkeiten ist es gelungen, die Sakristei zu erhalten und unauffällig in den Neubau einzufügen. Unter der Sakristei befindet sich ein mit menschlichen Schädeln und menschlichen Gebeinen völlig angefüllter Keller (Leichenhaus).

Bereits im März 1929 war es der Evangelischen Frauenhilfe von Eckartsberga gelungen, von einem Antiquitätenhändler einen Altar aus dem Jahr 1643 zu erwerben. Er war allerdings in einem zerlegten und nicht ganz vollständigen Zustand. Das fehlende Gemälde wurde durch den Kunstmaler Leusch in Halle durch ein Auferstehungsbild ersetzt. Auf dem jetzigen Altarbild ist die Geschichte Daniel zwei aus der Bibel abgebildet. An den Seiten sind die sieben Tugenden der Christen durch Frauen dargestellt. Der Kirchenmaler Lewecke, Halle, hat den Altar farbig erneuert. Er hat auch die Kanzel unter seinen Händen zum neuen Leben erweckt. Die Kanzel stammt auch aus dem 17. Jahrhundert und wurde von der Kirchengemeinde Oschersleben gestiftet.

Vier mit dem Altar erworbene Figuren, wurden über der Eingangstür der Sakristei zum Altarraum angeordnet. Sie hatten am Altar keinen Platz gefunden.

Am Sonnabend Mittag, den 28. Oktober 1929, entstand am Kirchberg in Eckartsberga eine kritische Situation, als am Kirchenneubau ein mit Rüstzeug beladener unbespannter Pferdewagen ins Rollen kam und führerlos den Kirchberg hinunterraste. Bis zur Revierförsterei versuchte ein beherzter Zimmermann das Gefährt an der Deichsel zu lenken, musste ihm aber mit zunehmender Geschwindigkeit seinen Lauf lassen. Im Tor des Eichhornschen Hintergebäudes endete die gefährliche Fahrt, bei der außer einem beschädigten Torflügel glücklicherweise kein Schaden entstand. Diese Mitteilung im „Eckartsbergaer Wochenblatt“ sagt uns, dass es damals Pferde waren, die mit ihren Wagen für den Transport der Materialien zur Baustelle der neuen Kirche sorgten.

Die Außenmauern befinden sich mit Ausnahme der nordöstlichen, die 4,40 m herausgerückt wurde, genau an derselben Stelle wie die Mauern der abgebrannten Kirche. So ist die Kirche nicht von Osten nach Westen orientiert, sondern wie die frühere, von Südosten nach Nordwesten.

Die Emporen haben 100 Sitzplätze. Unten auf den Bänken finden 255 Personen Platz. Außerdem ist dort noch Raum für das Aufstellen von 29 Stühlen.

Außen gemessen ist der Bau 17, 75 m breit, die größte Außenlänge 24,67 m. Die Umfassungsmauern sind im Allgemeinen 90 cm stark.

Dies schrieb Dr. Ing. Dobert, Magdeburg, im „Eckartsbergaer Heimatkalender“ von 1931. Es wird hier gekürzt wieder gegeben.

Der Kostenvoranschlag zum Bau der Kirche betrug 120.000,- RM. Die tatsächlichen Baukosten betrugen 152.709,68 RM. Es wurde ein Kredit von 30.000 RM benötigt. Diesen zahlte als Patron die Stadt Eckartsberga zu einem Drittel, 700,- RM jährlich und die Kirchgemeinde 1.400,- RM bis Oktober 1947.

 

Die Eckartsbergaer Kirche
Einweihung der neuen Mauritiuskirche

Am 4. Mai 1930 war die Einweihung der neuen Mauritiuskirche in Eckartsberga. Aus dem „Eckartsbergaer Heimatkalender“ 1931, darin veröffentlicht von Dr. Ing. Dobert, Magdeburg, hier im Gemeindebrief gekürzt aufgeschrieben von Rolf Röder: 

Einweihung der neu erbauten Kirche in Eckartsberga, am Sonntag Miserikordias Domini, 4. Mai 1930. Es war ein strahlend blauer Frühlingstag. Gegen 11.00 Uhr trafen sich die Menschen an der Notkirche, dem ehemaligen Kinderheim. Von da ging der Festumzug zum neuen Gotteshaus. Voran schritten Herr Generalsuperintendent Eger aus Magdeburg, der Herr Geheimrat Dr. Eger aus Halle und die beiden Ortsgeistlichen Superintendent Liebau und Pfarrer Hake. Es folgen die Pfarrer des Kirchenkreises Eckartsberga in Amtstracht. Daran anschließend die Mitglieder des Gemeindekirchenrates, die heiligen Gefäße in den Händen tragend, der Organist, der Magistrat der Stadt als Kirchenpatron, die Lehrerschaft, die kirchliche Gemeindevertretung und das Stadtverordnetenkollegium, die Frauenhilfe und viele andere.

Hell weht die Kirchenfahne, mit dem violetten Kreuz auf weißem Untergrund, in den klaren blauen Himmel. Die Pforten der Kirche sind mit grünen Girlanden geschmückt. Hier übergibt Herr Dr. Dobert den Schlüssel an den  Herrn Generalsuperintendenten Eger. Dieser reicht ihn mit den Worten: „Eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden!“ an Superintendent Liebau weiter, der mit Lob- und Dankesworten die Kirche aufschließt.

Das Eingangslied „Nun danket alle Gott“ sang die Gemeinde stehend, mit Posaunenbegleitung in der festlich geschmückten Kirche, die sich in lichten hellen Farben zeigte.

Der Herr Generalsuperintendent Eger aus Magdeburg hielt die Weiherede und weihte die Kirche. Die Orgel war zum ersten Mal zu hören bei dem ersten Vers des Liedes “Lobe den Herrn, den mächtigen König“. Es folgte ein Vers, wo die Gemeinde mitsang, ein Vers nur Orgel und Chor.

Der Herr Geheimrat Prof. Dr. Eger, Halle, Vorsitzender der Provinzialsynode, überreichte eine Altarbibel. Superintendent Liebau übernahm nun mit der Liturgie den Festgottesdienst. Seiner Predigt legte er die Worte des Apostel Paulus „Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, zugrunde, denn an der Kanzel steht das Apostelwort: „Es lebt aber der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber aus dem Wort Gottes.“    die aus Oschersleben stammende Kanzel

Die Schlussliturgie war die Aufgabe von Pfarrer Hake. Mittags 14.00 Uhr war gemeinsames Essen im Ratskeller. Zwischen 17.00 Uhr und 18.00 Uhr war die Orgel zu hören. Abends 20.00 Uhr war eine liturgische Weihestunde in der erleuchteten Kirche, in drei Teilen.

„Herr wir suchen dein Angesicht.“ „Herr Gott wir preisen Dich.“ „Jesus Christus, Du bist der Herr der Kirche.“

Eine einzelne Stimme sang das Abendlied. So ging ein schöner Tag, der Einweihesonntag, zu Ende.

Aus dem Archiv zusammengestellt von R. Röder.  













Unsere Kanzel in Eckartsberga und Pfarrer Axthelm

Manche der Älteren werden sich vermutlich daran erinnern, dass in der Kriegs- und Nachkriegszeit Pfarrer Axthelm in Eckartsberga und Umgebung tätig war. Nun traf es sich neulich, dass entfernte Verwandte von Pfr. Axthelm mit mir Kontakt aufnahmen, um mal die hiesige Kanzel zu besichtigen, die überdies mit einem fernen Axthelm-Vorfahren in Verbindung steht, der im 17. Jahrhundert Pfarrer in Oschersleben war. So geriet ich an einen kurzen Ausschnitt aus den Lebenserinnerungen unseres Pfr. Axthelm, in dem er über unsere Kanzel berichtet:

Als er Mitte 1939 die Stelle in Eckartsberga antrat, fiel ihm die Kanzel natürlich sofort auf. Bei näherer Betrachtung entdeckte er anhand der Umschrift das Baujahr 1670 und die Tatsache, dass die Kanzel ursprünglich aus Oschersleben stammt. Beides kann man ja auch heutzutage problemlos bei Besichtigung der Kanzel feststellen.

Er wusste aber aus seiner eigenen Familiengeschichte, dass um 1670 sein Vorfahr Sixtus Axthelm eben in Oschersleben ‚Domvicar und Baumeister’ an der St. Nicolaikirche war (also ein der dortigen Hauptkirche  zugeordneter Geistlicher – wenn ich das recht verstehe, kommt der Name Domvikar in diesem Fall daher, dass Oschersleben dem Hochstift Halberstadt angegliedert war, deshalb war der Oscherslebener Pfarrer rechtlich dem Domkapitel Halberstadt zugeordnet).

Pfr. Axthelm vermutete also, dass sein Vorfahr zumindest auf dieser Kanzel gestanden und gepredigt haben muss, wenn nicht sogar am Bau bzw. Entwurf derselben beteiligt war. Später landete die Kanzel auf dem Dachboden der Oscherslebener Superintendentur – vermutlich war sie beim neugotischen Kirchenumbau der Oscherslebener Nikolaikirche dorthin gelangt.

Nach dem Brand unserer Kirche hatte die hiesige Kirchengemeinde eine Rundfrage nach neuem Kircheninterieur gestartet. So ist die Oscherslebener Kanzel, die vermutlich wertvoller ist als die, die sich jetzt in der St. Nikolaikirche zu Oschersleben befindet, nach Eckartsberga gekommen und restauriert worden.

Als nun die obenerwähnten Axthelm-Verwandten unsere Kirche und Kanzel besichtigten, suchten sie, ob vielleicht ein Axthelm’sches Wappen daran zu finden sei. Nach deren Kenntnis war das Wappen damals mit einem Helm mit einer Axt obenauf geziert. Auf eines der Wappen am Kanzelaufgang könnte – mit etwas Phantasie – diese Beschreibung zutreffen.

Pfarrer Axthelm hat uns in Eckartsberga wohl auch noch den Text unseres gern gesungenen Eckartsburgliedes hinterlassen „Weites Tal zu meinen Füßen“ – jedenfalls ist es mir verschiedentlich so berichtet worden. Auch sonst ist mir manches Mal sein Name genannt worden – er hat wohl in der Kriegs- und vor allem Nachkriegszeit einiges in und um Eckartsberga bewirkt, z.B. auch die Rückholung der Lißdorfer Glocke vom „Glockenfriedhof“ in Hamburg.

Pfrn. Bettina Plötner-Walter

 


Zur Wiederherstellung der Seenaer Kirche
Aus der Seenaer Vergangenheit

Das kleine Kirchdorf Seena wurde im Jahr 1195 erstmals urkundlich erwähnt. Seine Gründung geht wohl auf die Zeit der fränkischen Kolonisation zurück. Damals wurde der Ort “Sehen” genannt, ab 12o1 dann “Seyne”.

Der Ort zeigt die charakteristische Gestalt eines Platzdorfes, das offenbar nur einen Zugang und einen Ausgang besaß.

Die Straße endete vor der Kirche, vor der ein angerartiger Platz mit einem baumumstandenen Teich liegt. Einen besonderen Reiz hat seine nach und nach gewachsene Bebauung mit meist giebelständigen Häusern. Die meisten Hofanlagen sind jedoch jüngeren Datums und sind wohl erst im 19. Jahrhundert entstanden.

Die Schutzrechte standen im 13. Jahrhundert den Vögten von Gleisberg zu, die 1289 dem Naumburger Moritzkloster einige Acker in der Seenaer Flur überließen. Ab 1476 war das Dorf dann mit allen Abgaben und Lasten und der Gerechtssame in den Händen der einflußreichen Marschalle von Herrengosserstedt, mit deren Geschlecht die Landschaft der Finne über Jahrhunderte verbunden war.

Seena erhielt auffallend früh seine Kirche, deren Pleban bereits 1291 erstmals erwähnt wurde. Ob dies auf eine besondere Stellung in der kirchlichen Versorgung zurückgeführt werden kann, ist nicht geklärt.

1533 gehört es als Filial zu Neustedt und unterstand damit dem Abt des Zisterzienserklosters Paulinzella. Später kam es dann zu Reisdorf und 1908 zu Eckartsberga.

Zur Kirche

Der Innenraum dieser Kirche war immer schlicht und einfach. Das Kirchenschiff wird von einer Tonne überwölbt, während der Chor eine Flachdecke besitzt. Im Kirchenraum dominiert eine doppelgeschossige Hufeisenempore. Reizvoll ist auch die aus Sandstein ausgeführte Kanzel auf einer gedrehten Säule.

In der Kirche befand sich auch bis 1939 eine schöne Orgel auf der oberen Empore mit dem darunter liegenden Blasebalg, der mit den Füßen getreten werden musste und die Luft für das Orgelspiel erzeugte. 1939 wurde diese Orgel zerlegt und ausgebaut, da sie eine Etage tiefer gelegt werden sollte. Man hatte vor, unterhalb des Tonnengewölbes eine gerade Decke einzuziehen um dadurch den Innenraum zu verkleinern. Die Einzelteile wurden fachgerecht ausgebaut und auf dem damaligen Boden der Schule zwischengelagert. Leider gingen diese durch die Wirren des Krieges und seiner Folgen (Wohnungsknappheit) verloren, und die Orgel konnte nicht wieder aufgebaut werden.

Im Turm der Kirche befanden sich zwei Glocken. Die kleinere wurde im Laufe des ersten Weltkrieges bereits abgeliefert und eingeschmolzen, die zweite wurde 1703 in Erfurt gegossen und existiert heute noch.

Ursprünglich befand sich im Turm auch eine Uhr mit einem Stundenschlagwerk, die mit zwei schweren Steingewichten betrieben wurde und einmal wöchentlich aufgezogen werden musste.

In den sechziger Jahren wurde die Kirche letztmalig für Gottesdienste genutzt und war anschließend dem Verfall preisgegeben. Die wenigen Einwohner des Ortes waren nicht mehr in der Lage, die sich rasant vergrößernden baulichen Mängel an Dach und Umfassungsmauern aufzuhalten, wenn auch versucht wurde, durch die Errichtung eines Stützpfeilers an der Südostecke ein Fortschreiten des Verfalles zu verhindern.

Am 27. Juni 1989 wurde die Kirche dann offiziell baupolizeilich gesperrt.

Laut Aussage unseres zuständigen Pfarrers Herrn Vogel hatte sich sogar ein Interessent gemeldet, der die Kirche käuflich erwerben wollte, was sich aber dann zerschlagen hat.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden neue Initiativen entwickelt, mit denen die Rettung der dem Verfall preisgegebenen Kirche ermöglicht werden sollte. In Verbindung mit der damaligen Bürgermeisterin Romankiewicz und der Frau Superintendentin Hoenen haben wir versucht, im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes Wege zum Erhalt der Kirche zu finden. Leider war es aber nicht möglich die erforderlichen Eigenmittel aufzubringen, die Voraussetzung für die Bereitstellung von finanziellen Mitteln der Dorferneuerung waren.

Erst nach einem Antrag zum totalen Abriss der Kirche an das Konsistorium in Magdeburg und der Ablehnung dieses Antrages durch den Herrn Kirchenoberbaurat Sußmann wurden konkrete Schritte zum Erhalt der Kirche unternommen. Herr Sußmann hatte sich bei einem Lokaltermin die Kirche angesehen und auf Grund ihres altersbedingten historischen Wertes für eine Erhaltung ausgesprochen.

Hartmut Kotte, Seena

 

Gedanken zum Erhalt historischer Baudenkmäler

 

Wir kennen sie nicht mehr, wir wissen nicht mehr ihre Namen,

 

Die hier einst setzten Stein auf Stein zu diesem Kirchenbau.

 

Doch wie viel Müh` und Last die Menschen damals auf sich nahmen

 

um dies mit Gottes Hilfe einst zu schaffen, wissen wir genau !

 

Sie taten es vor vielen hundert Jahren doch nicht nur für sich allein,

 

habt denen, die dann folgten ein Vermächtnis mitgegeben:

 

Dies Werk ist Gottes Haus, und es soll bei euch in guten Händen sein

 

und viele Menschen nach uns sollen hier noch glücklich leben !

 

So sehen wir sie heute vor uns steh`n, woll`n ihnen freudig sagen:

 

Wir haben dies Vermächtnis eingelöst, es ist getan !

 

Auch wir, wir taten es nicht nur für uns allein,

 

denn auch in fernen Tagen

 

soll‘n viele Menschen sich an unsrem Werk noch freu´n

 

und glücklich sein !

Die Mitglieder des Fördervereins zum Erhalt der Seenaer Kirche